!

Startseite » Blog » AWARD FÜR BIONIK-INNOVATIONEN IN MANNHEIM VERLIEHEN
Bionik-Kongress-Veranstalter Peter M. Kunz überreicht den 1. Award für bio-inspirierte Innovationen Baden-Württemberg an Prof. Dr. rer. nat. Oliver Schwarz, Fraunhofer IPA Stuttgart (links im Bild)

AWARD FÜR BIONIK-INNOVATIONEN IN MANNHEIM VERLIEHEN

Immer mehr Unternehmen etablieren Hightech-Produkte am Markt, die von der Natur inspiriert sind. Der 1. Award für bio-inspirierte Innovationen in Baden-Württemberg wurde in Mannheim bei einem Gala-Abend zum 6. Bionik-Kongress Baden-Württemberg verliehen. Zum Sieger wählte das Publikum einen jungen Forscher des Fraunhofer-Instituts IPA – für ein Bohrwerkzeug, das nach dem Vorbild des Stachels von Holzwespen funktioniert. „Sirex“ kann „eckige Löcher“ bohren für den sicheren Halt von Knochenimplantaten.

Linus Baumhauer, Werkleiter von JOHN DEERE MANNHEIM und Hausherr des JOHN DEERE-Forum, begrüßte am 5. Mai die Gala-Gäste, die aus ganz Deutschland angereist waren. Peter M. Kunz vom „Netzwerk für bionische Entwicklungen Baden-Württemberg e.V.“ eröffnete als Initiator der Gala und des Awards die mit Spannung erwartete Vorstellungsrunde.

Fünf Teams hatten es in die Endrunde geschafft, um ihre bionisch inspirierten Produkte zu präsentieren. Mit Kurz-Vorträgen im Stil eines Elevetor-Pitchs eröffnete sich ein beeindruckendes Spektrum bionischer Innovationen:

Inspiriert von der nahezu geräuschlosen Flugfähigkeit der Schleiereule, entwickelten die Ingenieure des Unternehmens ZIEHL-ABEGG ein Flügeldesign für Ventilatoren, das die Effizienz steigert und gleichzeitig die Geräuschentwicklung minimiert. Ausgedacht hatten sich die Entwickler eine geräuscharme Lüftung von heiß-laufenden Strahlern in Konzertsälen; heute sind genau diese Ventilatoren in einer neuen Generation leiserer Wärmepumpen zu finden.

Beim Mannheimer Unternehmen FUCHS LUBRICANTS entwickelten Forscher BiBaLub – innovative Schmierfette auf Basis von Birkenrindenextrakten für unterschiedliche industrielle Anwendungen. Birkenrinden-Extrakte sind darüber hinaus antimikrobiell: man muss ihnen keine Biozide mehr zusetzen.

Linus Baumhauer, Werkleiter von John Deere Mannheim (links) und Peter M. Kunz vom „Netzwerk für Bionische Entwicklungen Baden-Württemberg e.V.

Mit einem Nanopelz gegen die Ölpest: Forscher des Karlsruher KIT nahmen die superhydrophobe Wasserpflanze Salvinia zum Vorbid für einen wasserabweisenden „Nanopelz“, ideal für die Beseitigung von Ölverunreinigungen: Mit einem technischen Gewebe der „Salvinia“ nachempfunden, sammeln sie Ölverunreinigungen auf der Oberfläche von Gewässern ein. Wo es sich lohnt, gewinnt man das Öl zurück und setzt das Gewebe erneut ein.

Prof. Dr. Oliver Schwarz vom Forschungsbereich Pharma- und Bioproduktionstechnik am Fraunhofer IPA in Stuttgart präsentierte die Entwicklung des Bohrwerkzeugs „Sirex“ zum Bohren von Löchern mit drei- oder mehreckigem Querschnitt – inspiriert von der Bohrtechnik der Holzwespe.

Beim Freiburger Unternehmen SCHÖLLY FIBEROPTIC stand ein Schlangenskelett Pate für die Funktionsintegration und Strukturoptimierung einer flexibel steuerbaren Endoskopspitze, die unter anderem Untersuchungen der Niere vereinfacht.

Bevor die Galabesucher mit Stimmkugeln ihre Favoriten unter den vorgestellten Innovationen wählten, bedankte sich Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht bei Peter M. Kunz für die Ausrichtung der Gala und erinnerte daran, dass Mannheim als Stadt der Erfindungen und Innovationen mit seiner dynamischen Startup-Kultur der ideale Standort ist, um den neu geschaffenen Bionik-Award zu verleihen. Auch Mannheims Erste Bürgermeisterin Prof. Dr. Diana Pretzell bedankte sich bei den Teilnehmern und wies auf die Bedeutung bionischer Innovationen insbesondere für den Bereich Umwelt- und Klimaschutz hin.

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht

Die meisten Stimmkugeln erhielt Prof. Dr. Oliver Schwarz vom Forschungsbereich Pharma- und Bioproduktionstechnik am Fraunhofer IPA in Stuttgart für die Entwicklung des Bohrwerkzeugs „Sirex“. Aus den Händen von Peter M. Kunz nahm er den Award mit dem Namen „Aufschwung für bio-inspirierte Innovationen“ von Kunz+Kunz entgegen und erläuterte den medizintechnologischen Nutzen seiner bionisch inspirierten Entwicklung. Mit „Sirex“ können Chirurgen Eingriffe an menschlichen Hüftgelenken oder bei Zahnimplantaten im Kiefer schneller und präziser vornehmen, da der Bohrer auch Löcher mit drei- oder mehreckigem Querschnitt ermöglicht – dank der Adaption der Bohrtechnik von Holz- und Schlupfwespen. Darüber hinaus ist der Kraftaufwand, der zum Bohren aufgewendet werden muss, deutlich geringer als bei herkömmlichen Methoden.

Die Stiftung Zukunft des Mannheimer Unternehmens MVV Energie AG wählte ihrerseits einen Preisträger für „von der Natur inspirierte Energiewende-Innovationen“ unter den eingereichten Bewerbungen aus. Dr. Alina Amann, Vorständin der MVV Stiftung Zukunft und Stabsabteilungsleiterin Innovation der MVV, überreichte Matthias Ridder vom Institut für Textil- und Fasertechnologien (ITFT) an der Universität Stuttgart den mit 500 Euro dotierten Sonderpreis für das Fassaden-Verschattungssystem Flectoline. In ihrer Laudatio betonte Alina Amann, dass die Energiewende eine gewaltige, gemeinsame Herausforderung darstellt – und möglich werden kann durch wegweisende Projekte wie Flectoline, die Prinzipien der Natur nutzen, um eine nachhaltige und klimaneutrale Energieversorgung voranzutreiben. Entwickelt vom Stuttgarter ITFT beeindrucke Flectoline als adaptives Verschattungssystem aus faserverstärkten Fassadenelementen, basierend auf biologischen Vorbildern der temporären Verschattung.

Mit einem Get together und guten Gesprächen endete die Award-Verleihung und bildete den Auftakt zum 6. Bionik-Kongress, der am folgenden Tag mit Interviews und Werksführungen auf dem Gelände des Mannheimer John Deere Standorts und mit vier parallelen dreistündigen Workshops ohne PowerPoint-Vorträge am Nachmittag im John Deere Forum stattfand.

Mehr Infos: https://bionik-mannheim.de

Dr. Alina Amann, Vorständin der MVV Stiftung Zukunft und Stabsabteilungsleiterin Innovation der MVV (links im Bild), überreichte einem Team vom Institut für Textil- und Fasertechnologien (ITFT) an der Universität Stuttgart den mit 500 Euro dotierten Sonderpreis für „von der Natur inspirierte Energiewende-Innovationen“.