TRAUMHAFT:
CAFÉ TROPICAL
Jedes Wochenende verwandeln sich die G-Quadrate zur Transitstrecke Mannheimer Nachtschwärmer. Vorbei an orientalischen Imbiss-Restaurants strömen sie abends zu den Bars und Clubs im Hafenviertel Jungbusch. Nur eine Häuserzeile dahinter ist vom hektischen Treiben nicht mehr viel zu spüren. In direkter Nachbarschaft zum Theaterhaus G7, liegt etwas versteckt das Café Tropical. Hier, im Hinterhof des Gründerinnenzentrums GIG7, sitzen Leute an großen Tischen beisammen, essen, trinken, lachen, unterhalten sich.
Der würzige Duft von Südstaaten-Küche dringt aus einem geöffneten Fenster. „Wir wollen den Mannheimern etwas Unerwartetes bieten“, erklärt Linda Dröge. „Das fängt bei unserem Bier an, geht über Oliven- und Lavendel-Limonaden weiter und hört bei hochwertigem Essen zu bezahlbaren Preisen nicht auf“, ergänzt Carolin Breckle. Kulinarisch kennen die beiden im Café Tropical keine Grenzen, nur beim Wein bleiben sie der Region treu.
„Setzt euch doch hier dazu – da sind noch zwei Plätze frei“. Auch wenn Hochbetrieb ist – die Gäste werden im Tropical charmant begrüßt und wie Familie behandelt. Als Linda und Caro im Sommer 2021 zum ersten Mal das große Hoftor für den Publikumsverkehr öffneten, hatten sie nicht die Spur einer Ahnung, wie die Resonanz ausfallen würde. Mittlerweile steht fest: Mannheim liebt das Café Tropical und niemand stört sich daran, neben „Fremden“ Platz zu nehmen – ganz im Gegenteil. „Mannheim ist eine offene und herzliche Stadt und genauso möchten wir auch unser Konzept gestalten“, sagt Caro.
„Für mich ist Mannheim die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Es gibt hier noch viel Luft für neue Ideen, liebenswerte Menschen, die ganz unterschiedlich sind – und einen ganz wunderbaren Zusammenhalt.
Carolin Breckle
„Von Essen bin ich besessen“, beichtet Linda – ganz ohne ironischen Unterton. „Ich verbinde jede Lebensstation mit individuellen Geschmacksrichtungen – das mache ich schon immer so.“ Lindas imaginäres Aromen-Repertoire ist sehr facettenreich, denn geradlinig und erwartbar ist ihr Leben nur selten verlaufen. In Zypern aufgewachsen, über das Sauerland in Hamburg gelandet, verbringt sie nun die längste Zeit ihres Lebens in Mannheim. Hier hat sie sich dank der starken Gründungskultur schon mehrfach selbstständig gemacht. „Alle vier bis fünf Jahre muss ich mich beruflich neu erfinden und das klappt in Mannheim bestens. Falls ich hier wegziehe, dann nur noch ins Ausland.“ Das Café Tropical ist eher zufällig Realität geworden. „Als Unternehmensberaterin habe ich viele Mannheimer Gründerinnen und Gründer beraten, einige auf dem Gebiet der Gastronomie. Viele haben tolle Ideen für gastronomische Konzepte und können sie schwer ausprobieren, da auch Testläufe mit vielen Restriktionen und Auflagen verknüpft sind.“ Als Linda erfährt, dass die Location in G7 zu haben ist, kommt ihr der Geistesblitz: Hier kann sie die Leidenschaft für das Kochen und Gastfreundschaft mit ihrer Beratungstätigkeit vereinen.
Mit der Unterstützung der Stadt und des Kompetenzzentrums Female Business GIG7 entstand das Konzept der „Showcase Kitchen“. Jetzt bespielen die beiden Gründerinnen donnerstags und freitags das Café Tropical mit ihren eigenen Konzepten und Ideen. Jedes kulinarische Konzept erhält eine eigene Spielzeit – wie ein Theaterstück. Nach fünf bis sechs Wochen wechselt die Karte, die Ausrichtung, einfach alles. Als Konstante bleibt, dass alle Gerichte vegan oder vegetarisch sind und es sie in dieser Form sonst nicht in Mannheim zu finden gibt. Die erste Spielzeit stellte „Vegan Fried Chicken“ in den Mittelpunkt, das nächste Menu zelebriert verschiedenste asiatische Street-Food-Konzepte.
An den anderen Tagen wird die Bühne gleichgesinnten Gastköchen überlassen, die ihre kulinarischen Konzepte einem „Proof of Concept“ unterziehen wollen, bevor sie den Schritt hin zum eigenen Restaurant wagen. Den Anfang machen ein gebürtiger New Yorker Diplom-Chemiker, der sich in Mannheim gerade beruflich neu erfindet sowie ein Nordindisches Pop-Up, deren Betreiber ursprünglich zum Studieren nach Deutschland kamen. Ab Oktober hält im Tropical damit eine bunte Vielfalt Einzug, die einfach typisch ist für Mannheim, diese Stadt, die die beiden so lieben.
Durch die zeitliche Beschränkung auf zwei Betriebstage kann Linda den Rest der Woche weiter als Unternehmensberaterin arbeiten. Dass sich das Konzept so schnell als Erfolgsmodell herausstellt und die nächsten sechs Monate bereits fest verbucht sind, haben die Beiden vorab definitiv nicht erwartet.
„Für mich ist Mannheim die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten“ sagt Caro und lacht. „Es gibt hier noch viel Luft für neue Ideen, liebenswerte Menschen, die ganz unterschiedlich sind und einen ganz wunderbaren Zusammenhalt. Wenn in Mannheim was Tolles passiert, dann kann man davon ausgehen, dass sich das herumspricht. Leute erzählen ihren Freunden und Bekannten davon und bringen dann auch gleich noch ihre Schwiegereltern mit. Und wenn mal Unterstützung gebraucht wird, dann wird von allen Seiten mit angepackt. Ich habe keine Zweifel daran, dass unsere jetzt schon herzgeliebte Stammkundschaft uns auch noch die nächsten 10 Jahre begleitet. Dieses Lebensgefühl wollen wir in unserem Laden zusammenfassen.“
Fotos: Alexander Münch
Text: Andreas Stanita / LA.MAG