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DELTA KIDS: MIT SPORT TOP BETREUT

Vereinbarkeit von Beruf und Familie? In Mannheim bietet der Verein Delta Kids eine perfekte Lösung! Kinder werden ganzjährig im Hort, in einer Ballschule und in Feriencamps sportspezifisch betreut. Wie aus der Initiative eine Institution geworden ist, erzählt Delta Kids-Gründer und Hockey-Coach Carlos Gomes im Interview.

 

Herr Gomes, heute schon Zeit für ein bisschen Sport gehabt?

Schön wär‘s, aber wegen einer Knieverletzung kann ich weniger Sport treiben als früher. Aber ich mache hier bei Delta Kids immer wieder aktiv mit und spiele unter anderem Tischtennis. Denn eins ist ja klar: Man bleibt ja immer auch selbst ein bisschen Kind.

Deshalb kamen Sie auch auf die Idee, Delta Kids zu gründen?

Um das zu erklären, muss ich die ganze Geschichte erzählen. Aufgewachsen bin ich in Bad Dürkheim und habe dort begonnen Hockey zu spielen. Als ich zum Studium der Nachrichtentechnik nach Mannheim zog, wechselte ich zum TSV. Damals war ich Anfang 20 und hatte Pläne für eine Sportkarriere: Ich habe in der portugiesischen Nationalmannschaft gespielt und mein Highlight war die EM-Qualifikation in Gibraltar. Was folgte, war aber ein Kreuzbandriss.

Und wie kamen Sie wieder auf die Beine?

Zum Glück kam jemand aus dem Verein auf die Idee, dass ich eine Jugendmannschaft coachen könnte. Das war der Beginn meiner Trainer-Karriere, in der ich Landestrainer war, die Bundesliga-Damen betreut habe und unter anderem auch die Kleinsten bei uns: die C- und D-Jahrgänge.

Vom Nachrichtentechniker zum Profi-Coach – wie war dieser Karriere-Wechsel für Sie?

Meinem eigentlichen Beruf habe ich nur kurz nachgetrauert. Weil sich die Digitaltechnik rasant entwickelt, ist man da ja schnell raus. So richtig drin bin seitdem hier mit Delta Kids. Damit habe ich meine berufliche Erfüllung gefunden und eine Vision ist Realität geworden.

Was genau war die Vision?

Nach dem Studium stand ich als frischgebackener Familienvater vor der Herausforderung, etwas Sinnvolles für die Kids zu tun – aber auch als Sicht unseres Vereins. Also habe ich überlegt, wie man die TSV-Anlage für Familien attraktiver machen kann. Aus Studien wusste ich, dass Firmen großen Bedarf in Sachen Kinderbetreuung haben. Ich entwickelte das Konzept, mit Mannheimer Unternehmen zu kooperieren. Mit MVV und Roche haben wir ein Sommerferien-Camp namens „Sprungbrett“ gestartet – und das wurde gleich zu einem großen Erfolg.

Weil die Vereinbarkeit von Beruf und Familie plötzlich ganz praktisch möglich war?

Ja, und zeitgleich begann auch die IHK Rhein-Neckar das Thema zu fördern. So entstand ein Team-Spirit, aus dem Delta Kids hervorging. Schnell kamen dann immer mehr Firmen dazu wie zum Beispiel die BASF – und plötzlich haben wir pro Jahr über 1000 Kinder betreut.

„Meine Inspiration ist es , hier mitten in Mannheim einen großen, vielfältigen sportlichen Spielplatz anzubieten. Was Jugendliche anzieht, ist die Freiheit, hier machen zu können, worauf sie gerade Lust haben.“

Carlos Gomes, Gründer Delta Kids e.V.

 

Bei Delta Kids werden Kinder motorisch und sportspezifisch gefördert. Warum?

Bewegung und Sport sind gut für die Seele. Stress, Angst und Aggressionen werden abgebaut, Stimmung und Wohlbefinden steigen, gute Laune macht sich breit. Durch sportlichen Erfolg steigt das Selbstbewusstsein. Mit Bewegung kommt der Stoffwechsel in Schwung, regelmäßige sportliche Aktivitäten machen leistungsfähiger, die Kinder werden belastbarer, körperlich als auch geistig. Im Sport ist das Erlangen von sozialer Kompetenz spielerisch möglich – und das ist ein wichtiger Baustein.

Sprechen Sie da aus eigenem Erleben?

Als Jugendlicher war ich immer viel draußen, habe mich mit Freunden getroffen und war sportlich sehr aktiv – das hat mir sehr gut getan. Meine Inspiration ist es deshalb, hier Kids einen großen, vielfältigen Spielplatz anzubieten. Was Jugendliche anzieht, ist die Freiheit, hier machen zu können, worauf sie gerade Lust haben. Fußball, Tischtennis, Hockey – oder ein paar Bälle auf den Korb werfen, das alles und viel mehr ist hier möglich. Wenn ich sehe, wie die Jugendlichen, statt draußen auf der Straße abzuhängen, hier Sport machen, dann merke ich, dass wir hier offenbar was richtig machen.

Und welche Vorteile hat das für die Eltern?

Eltern sind heute sehr durchgetaktet, um ihre beruflichen und privaten Aufgaben erfüllen zu können. Diese oft sehr starre Taktung lösen wir hier wir mit einer Betreuung von 8 bis 17 Uhr ein Stück weit auf und entlasten damit den Alltag. Mit einem direkten Trainingsanschluss ist theoretisch die Betreuung bis 18 Uhr möglich.

 

Was treibt Sie an?

Wenn ich sehe, wie sich die Kids im Lauf der Jahre entwickeln! Zu uns kommen immer wieder Kinder in die Ballschule, da merkt man auf Anhieb, wenn Talent vorhanden ist. Inzwischen haben wir hier im Verein Spieler, die bei uns im Hort angefangen haben – und heute erfolgreich in den verschiedenen Jugendteams spielen. Das ist schon tolles Gefühl, so etwas zu begleiten, auch wenn das hier nicht unser Hauptthema ist.

Wie kam es zur Gründung der Ballschule?

Wir wollten ein niedrigschwelliges Angebot für Familien zu schaffen, die mit Hockey nichts zu tun haben, aber ein allgemeinsportliches Angebot für Kids im Kindergartenalter suchen. Wir sehen an der Nachfrage, dass es wachsenden Bedarf gibt – und aktuell trainieren wir zwei Trainingsgruppen mit jeweils 10 bis 14 Kindern.

Was passiert bei den Feriencamps?

Ferien sind schön – aber für berufstätige Eltern auch ein großes Problem. Schulpflichtige Kinder haben mehr Ferien als ihre Eltern, die vor der Herausforderung stehen, eine Betreuung zu organisieren. Bei unseren Camps hier auf dem TSV-Gelände ziehen wir mit unseren 21 Partner-Unternehmen, Familien und Sportvereinen an einem Strang, um 6 bis 12-jährige Kinder zehn Stunden am Tag zu betreuen. Alle Infos zur Anmeldung gibt es jetzt auf unserer Homepage!

Kann man das Angebot auch nutzen, ohne bei Partnerunternehmen zu arbeiten oder Mitglied im Verein zu sein?

Ja, klar! Wir sind als gemeinnütziger Verein unabhängig. Wir freuen uns, wenn TSV-Mitglieder dabei sind, aber wir sind für alle offen. Unsere Aufgabe für den Hort ist es, für die Stadtteile Schwetzinger Vorstadt, Seckenheim, Neuhermsheim und Neuostheim eine Betreuung anzubieten. Die Anfragen laufen über die MEKI-Liste der Stadt Mannheim. Und mit erweiterten Kapazitäten können wir zukünftig noch weitere Stadtteile dazunehmen,

„Mannheim finde ich aus vielen Gründen sehr lebenswert. Kulturell, aber auch vor allem auch sportlich sind wir hier sehr gut aufgestellt. Und die Wege sind kurz – alles ist gut erreichbar.“

Carlos Gomes, Gründer Delta Kids e.V.

Ab 2026 soll es einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder geben. Sie sind Ihrer Zeit voraus und wollen schon bald das Hortangebot erweitern. Was ist der Plan für die Zukunft?

Wie geben uns nicht zufrieden mit dem erreichten Status, sondern vergrößern unseren Hort Schritt für Schritt. Wir hatten zuerst 5, dann 10, dann 30 Plätze und durch unseren neuen Anbau können wir bald bis zu 80 Plätze anbieten – denn der Bedarf ist da.

Was wünschen sich für die Zukunft?

Die Rahmenbedingungen müssen passen, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie funktioniert. Aktuell gibt es politisch ja die Überlegung, die Nachmittagsbetreuung aufzulösen, um stärker Ganztagsschulen zu fördern. Das ist eine Herausforderung für uns, denn so wird der Nachmittag für Freizeitaktivitäten immer weiter nach hinten geschoben – da wird es schwierig für Kinder und Eltern, um im Verein Sport zu treiben.

Bei allem Enthusiasmus – wird es manchmal auch stressig?

So ein Feriencamps mit vielen hundert Kids ist immer eine Herausforderung. Da gibt es natürlich viel Feedback von Familien. Viele Eltern sind selbst sportbegeistert, aber es gibt auch Familien, die eher andere Prioritäten haben. Aber falls mal jemand nicht zufrieden ist? Dann arbeiten wir einfach daran.

 

Was ist für Sie Heimat?

In den 70er Jahren sind meine Eltern nach Deutschland gezogen und ich bin hier geboren. Meine Eltern sind vor 12 Jahren wieder zurück in ihr Heimatland, aber ich bin fest in Mannheim verwurzelt, auch wenn ich gern zum Urlaub nach Portugal fahre.

Und was bedeutet Mannheim für Sie?

Mannheim ist meine Stadt. Hier lebe ich mit der Familie schon seit über 25 Jahren und hier konnte ich sehr viel aufbauen. Mannheim finde ich aus vielen Gründen sehr lebenswert. Kulturell, aber auch vor allem auch sportlich sind wir hier sehr gut aufgestellt. Die Wege sind kurz, alles ist gut erreichbar wie die nahe Pfalz oder der Odenwald. Und dazu kommt noch das angenehme, fast mediterrane Klima – ist doch einfach perfekt wie einen Südländer wie mich!

Sie haben portugiesische Wurzeln… schlägt das Sportherz da mehr für Hockey oder vielleicht doch auch für Fußball?

Natürlich auch für Fußball! Ich habe früher leidenschaftlich gekickt und wäre eventuell auch beim 1. FC Kaiserlautern gelandet, wenn ich mich nicht für Hockey entschieden hätte. Das Herz schlägt in der Hockeyhochburg Mannheim doch am meisten für Hockey, aber mit Freunden fahre ich regelmäßig zu Fußballspielen in ganz Europa, zuletzt zur Champions League-Partie Bayern München gegen Benfica Lissabon. So viel Zeit muss sein!

Interview: Ralf Laubscher / LA.MAG

Fotos: Alexander Münch