DIALOG ZUR ZUKUNFT –UNTERNEHMENSSTANDORT MANNHEIM
Rund 200 Gäste aus Wirtschaft und Politik folgten am 23. November der Einladung des Fachbereichs für Wirtschafts- und Strukturförderung zum 13. Mannheimer Wirtschaftsforum in die Alte Schildkrötfabrik.
„Wirtschaftspolitik wird nicht nur bei Bund und Land gemacht, sondern vor allem auch vor Ort in den Kommunen“, betonte Oberbürgermeister Christian Specht bei der Eröffnung der Veranstaltung und erklärte: „Mannheim ist die erste deutsche Stadt, die mit dem EU-Mission-Label für klimaneutrale und intelligente Städte ausgezeichnet wurde. Dieser Mission folgend wollen wir unsere Mannheimer Unternehmen bei ihrer Transformation in die klimaneutrale Zukunft begleiten und unterstützen. Das ist gerade vor dem Hintergrund der aktuellen finanzpolitischen Herausforderungen der Bundesregierung von großer Bedeutung.“
Unter der Überschrift „Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen – Kommunale Instrumente im Konzert von Bund und EU“ stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Podiumsdiskussion die Frage, welche Gestaltungsmöglichkeiten die Stadt Mannheim auf kommunaler Ebene hat, um Zukunftsinvestitionen der ansässigen Unternehmen am Standort zu unterstützen und wirksam abzusichern. Impulse zu den Themen Arbeitsmarkt, Energieerzeugung, Steuern und Verkehr ordneten diese Fragestellungen aus der Perspektive weltweit führender Unternehmensberatungen und vor dem Hintergrund relevanter Rahmenbedingungen auf EU- und Bundesebene ein.
Start-ups auf Erfolgskurs: Mannheimer Existenzgründungspreis MEXI 2024 verliehen
Ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Verleihung des Mannheimer Existenzgründungspreises MEXI 2024 durch Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch. Roche, die Sparkasse Rhein Neckar Nord und Essity sind die Sponsoren des jeweils mit 10.000 Euro dotierten MEXI 2024 in den Kategorien Technologie, Dienstleistungen und Social Economy.
„Ich gratuliere den Start-ups ICODOS, Virtualbadge.io und myBuddy zur Auszeichnung mit dem MEXI 2024. Wir sind stolz auf unsere Gründerinnen und Gründer, ihre Geschäftsideen am Puls der Zeit, ihre Kreativität und Ausdauer und besonders ihren kalkulierten Mut“, so Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch. „In Mannheim verleihen wir mit dem MEXI einen der am höchsten dotierten Preise für Start-ups in Deutschland – ein wichtiger Baustein unserer zahlreichen Aktivitäten zur Unterstützung von Existenzgründungen.“
ICODOS: Revolutionäre Technologie für günstiges E-Methanol
Methanol ist mit rund 110 Millionen Tonnen pro Jahr eine der weltweit am meisten produzierten Chemikalien. Traditionell auf Basis von fossilen Rohstoffen wie Erdgas oder Kohle hergestellt, dient es als Grundstoff für eine breite Palette von chemischen Produkten wie bspw. Polymerfasern für die Textilindustrie oder Kunststoffe für Verpackungen. David Strittmatter, Jens Geppert und Dr. Francisco Vidal Vazquez, die Gründer des Start-ups ICODOS, haben ein Verfahren für umweltfreundliches grünes Methanol entwickelt: Mittels Biogas aus Abfallströmen wie Klärschlamm und biologischen Abfällen in Verbindung mit erneuerbarem Strom wird Biomethan und e-Methanol erzeugt. Die inzwischen patentierte Kombination von CO2-Abscheidung und Methanolsynthese von ICODOS ist einzigartig und senkt die Investitions- und Betriebskosten erheblich. Eine Pilotanlage am Institut für Mikroverfahrenstechnik am KIT in Karlsruhe ist bereits in Betrieb und das Engineering für den Bau einer 15 Mal größeren Demonstrationsanlage, die voraussichtlich in Frankreich errichtet wird, gestartet. Firmensitz von ICODOS ist das MAFINEX Technologiezentrum.
Virtualbadge.IO: Zertifikate 4.0
Der von der Europäischen Kommission initiierte Wettbewerb ‚EUvsVirus‘, bei dem die besten Ansätze zur Bekämpfung des Corona-Virus im Mittelpunkt standen, war Ausgangspunkt für die Geschäftsidee von Virtualbadge.io. Die Gründer Malte Zander, Daniel Szymkowiak, Kenny Strubel und Gründerin Giovanna Pergher hatten die Idee, an die rund 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs als Bestätigung und Erinnerung an das Event einen digitalen Badge zu versenden. Mehr als 5.000 der Badges davon landeten auf LinkedIn und bei anderen sozialen Medien. Das Zertifikat diente so zum einen als Wertschätzung für die Mitwirkenden und steigerte gleichzeitig den Bekanntheitsgrad der Veranstaltung. Das war für Virtualbadge.io Motivation für die Weiterentwicklung der Geschäftsidee zu einer Plattform, auf der fälschungssichere Zertifikate eingestellt, verwaltet und heruntergeladen werden können. Die Plattform gewährleistet durch die Nutzung modernster Technologien eine fälschungssichere und einfach zu handhabende digitale Dokumentenverwaltung – mühsames Ausdrucken und Beglaubigen von Papieren entfällt. Mehr als eine Million Dokumente, Zertifikate und Badges wurden seit der Gründung des Unternehmens online ausgestellt. Über 1.000 Firmen und Einrichtungen haben bereits die Leistungen von Virtualbadge.io in Anspruch genommen. 18 Mitarbeitende beschäftigt die Firma mit Sitz im MAFINEX-Technologiezentrum – mit steigender Tendenz. Ein Beispiel für neu erschlossene Kundenkreise umfassen sowohl die behördlich regulierten Erste Hilfe Zertifikate der Berufsgenossenschaften, EASA-Zertifikate der Europäischen Agentur für Flugsicherheit als auch universitäre Fortbildungsbescheinigungen, wie zum Beispiel die der European Business School in Wiesbaden.
myBuddy: Mit innovativen Formaten „einfach.zusammen.wachsen.“
Ihre persönliche Einwanderungsgeschichte prägte die Gründerin Weihua Wang und führte zur Gründung ihrer Herzensidee „myBuddy“. Sie sagt: „Wir sind alle durch unsere persönlichen Erfahrungen geprägt. Deshalb möchten wir mit myBuddy schöne und verbindenden Erlebnisse schaffen: zwischen Kulturen, Religionen, Generationen, Berufsgruppen und mehr. Hierfür setzen wir auf neu gedachte Formate, die Spaß machen und die junge Generation erreicht.“ Für die Arbeit wurde die Gründerin bereits zahlreich ausgezeichnet, u.a. von Cartier, bigFM, Fritz-Henkel Stiftung und viele weitere. Den Grundstein für das heutige SocialTech Start-up legte Weihua Wang 2018 mit einem regionalen Projekt als Jugenddelegierte von Deutschland für den Europarat. 2021 entschied sie sich myBuddy mit strategischer Neuausrichtung in Vollzeit aufzubauen.
Mit dem Flagship Programm „myBuddy FRIENDHSHIP“ konnten bereits über 1.000 Menschen über einen eigenen Matching-Algorithmus zu interkulturellen Freundschaften vernetzt werden. Für das kommende Jahr arbeitet das Team an einer Optimierung der Matching-Logik und dem Launch der myBuddy APP, gefördert durch die Postcode Lotterie. Zwischenzeitlich hat die Social Entrepreneurin auch weitere Programme aufgelegt. myBuddy ZU GAST will durch das gemeinsame Feiern von Festen Zugang zu neuen Kulturkreisen erleichtern. Auch beim Landtagspraktikum geht es um das Schaffen von Zugängen, indem sie ihr eigenes politisches Netzwerk anbietet, um jungen Menschen Schnupperpraktika in der Politik zu ermöglichen.
Mit nur 1.000 Euro Eigenkapital zum Start, wurden bereits 6-stellige Fördermittel akquiriert sowie über 6.000 Stunden an ehrenamtlicher Unterstützung. Auch an eigenen Einnahmequellen arbeitet myBuddy, aber stets mit Bezug zur Impact Vision des Start-ups: Das myBuddy FESTIVAL fand dieses Jahr mit namenhaften Musikerinnen und Persönlichkeiten wie z.B. Kelvin Jones, Sternekoch Robert Rädel, Miss Germany Kira Geiss und viele weitere am Mannheimer Schloss statt. Das Format soll sich in Zukunft durch Sponsoring und Ticketverkäufe selbst tragen und am Wasserturm, im Herzen der Stadt, etabliert werden. Ferner gibt es einen myBuddy Adventskalender mit Süßigkeiten aus aller Welt, der bereits in sich den Impact Gedanken von myBuddy trägt: durch das Naschen von Leckereien sollen erste positive Assoziationen und Offenheit gegenüber anderen Kulturen geschaffen werden. Direkt im ersten Jahr ausverkauft, gibt es den Adventskalender aktuell im myBuddy-Onlineshop sowie in über 2.000 dm-Drogeriemärkten.
Fotos: Andreas Henn