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DIE LERNBOX

MACHT GLÜCKLICH

Motivierte Kids, stolze Eltern und glückliche Mentorinnen und Mentoren: Im Corona-Lockdown hat die Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) das Bildungs-Programm „Deine Lernbox“ gestartet, an dem auch die gemeinnützige Organisation KinderHelden teilnimmt. Seither sind an Mannheimer Schulen und Schulen der Region kleine Wunder wahr geworden. Wir haben KinderHelden-Geschäftsführerin Linn Schöllhorn, Lernbox-Mentorin Sarah König und MRN-Projektleiterin Dr. Melanie Seidenglanz an der Mannheimer Mozartschule zum Interview getroffen.
KinderHelden-Geschäftsführerin Linn Schöllhorn (links) und MRN-Projektleiterin Dr. Melanie Seidenglanz

Für die promovierte Linguistin Melanie Seidenglanz ist „Deine Lernbox“ eine Herzensangelegenheit. Sie ist selbst in einem nichtakademischen Haushalt aufgewachsen und weiß daher aus eigener Erfahrung, wie wichtig unterstützende Lernhilfe ist. Gemeinsam mit KinderHelden-Geschäftsführerin Linn Schöllhorn ist es ihr gelungen, ein Mentoring-Programm auszubauen, das Mannheimer Kindern mit schwierigen Startbedingungen eine erfolgreiche Schulkarriere und Soforthilfe in der Pandemie ermöglicht.

Neben Mentoring umfasst das Lernbox-Programm auch Angebote zur Sprachförderung, Lernferien und Resilienzstärkung an 25 Schulen in der gesamten Region. Für das Modul Mentoring im Grundschulbereich spenden 90 ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren Kindern Mut, Kraft und Förderung. Seit einem Jahr ist auch Sarah König als Mentorin dabei. Heute kann sich die erfolgreiche Marketing-Leiterin ein Leben ohne das Lernbox-Engagement kaum noch vorstellen. Warum das Programm alle Beteiligten glücklich macht, erzählen die drei Mannheimerinnen im Interview.

Lernbox-Mentorin Sarah König

 

Wie kam es zu der Idee, „Deine Lernbox“ zu starten – und wer ist alles beteiligt?

Melanie Seidenglanz: Die Idee ist in der Pandemie entstanden. Im Lockdown waren die Schulen vorübergehend geschlossen und die Schulbetreuung konnte nicht immer gewährleistet werden. Manche Kinder mit zwei berufstätigen Eltern wären ihren Lehrern um ein Haar entglitten. Das wollten wir unbedingt verhindern und haben deshalb dieses besondere Netzwerk aufgebaut. Möglich gemacht wird „Deine Lernbox“ durch die Unterstützung der BASF SE und weiterer Förderer wie der MLP Finanzberatung SE und weiterer Unterstützer aus dem Mittelstand wie der Deutsche Elektro Prüfgesellschaft GmbH. Ohne das Engagement der regionalen Wirtschaft gäbe es das Projekt nicht.

Linn Schöllhorn: Diese Partner helfen der MRN, das außergewöhnliche Bildungs-Projekt auf feste Beine zu stellen. Mit dabei sind im Rahmen des Lenkungskreises auch die Fachbereiche Bildung und Jugend der beteiligten Städte und wir natürlich: Die KinderHelden als einer der insgesamt neun operativen Partner vor Ort. Die eigentlichen Stützpfeiler des Erfolgs sind aber unsere Mentoren und Mentorinnen, zu denen auch Sarah gehört.

Sarah König: Jetzt fühle ich mich aber geschmeichelt (lacht). Wir sind einfach ein bunt gemischter Haufen engagierter Leute, die sich aktiv einbringen wollen, um Dinge positiv zu gestalten. Ich habe lange überlegt, wie ich mich in Mannheim aktiv für Kinder engagieren kann, die es nicht so leicht haben im Leben. Dann bin ich auf „Deine Lernbox“ gestoßen und das hat mir eine neue Welt eröffnet. Seit einem Jahr unterstütze ich nun die neunjährige Amaryllis zweimal pro Woche für eine Stunde.

 

 

Für welche Zielgruppe wurde das Mentoring-Programm entwickelt?

Melanie Seidenglanz: Unser Mentoring-Programm wendet sich an Grundschüler, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft oder ihres Migrationshintergrunds besondere Unterstützung brauchen. Das sind oft Kinder mit ausgeprägten kognitiven Fähigkeiten, die eben nur die deutsche Sprache nicht fehlerfrei beherrschen oder deren Eltern keine Zeit finden, sie zu unterstützen.

Linn Schöllhorn: Die Kids werden in Mathe und Deutsch unterstützt, im allgemeinen Lern- und Arbeitsverhalten, aber auch in außerschulischen Aktivitäten. Während Covid fand alles nur digital statt, aber das Projekt läuft weiter und jetzt können sich die Tandems persönlich treffen. In Kürze profitieren auch Flüchtlingskinder aus der Ukraine von dem Angebot.

Sarah König: Der digitale Ansatz hat mich als Berufstätige sehr angesprochen, denn so ist es für mich leichter, Job und Mentoring unter einen Hut zu bekommen. Seit einem Jahr unterstütze ich meine Schülerin Amaryllis per Videokonferenz. In Zukunft werden wir auf hybrid umstellen und uns dann einmal im Monat auch persönlich treffen. Darauf freue ich mich schon sehr.

 

Wer sind die Mentorinnen und Mentoren der Lernbox?

Linn Schöllhorn: Man könnte meinen, dass beim ehrenamtlichen Engagement besonders viele Studierende oder Renterinnen und Renter mitmachen, da sie mehr Zeit haben als Berufstätige. Bei „Deiner Lernbox“ ist es jedoch anders. Hier haben wir rund 60 Prozent Engagierte im Einsatz im Alter zwischen 25 und 45 Jahren. Gerade bezüglich ihrer Vorbildfunktion ist das natürlich eine tolle Sache.

Sarah König: Ich glaube, das hat auch viel mit unserem hybriden Ansatz zu tun. Da ist die Hemmschwelle einfach niedriger, denn das Engagement ist weniger zeitintensiv und insgesamt flexibler. Trotzdem ist man ganz nah dran am Kind und weiß, dass man in zwei Stunden pro Woche wirklich etwas Positives bewirken kann. Ich bin jedenfalls sehr glücklich, diesen Schritt gegangen zu sein. Durch das gezielte Matching-Verfahren der KinderHelden habe ich in Amaryllis eine ideale Tandempartnerin gefunden – eine Freundin fürs Leben! Momentan sind wir beide wahnsinnig aufgeregt, denn bald findet das große Sommerfest der KinderHelden im Mannheimer Luisenpark statt. Erwartet werden über 400 Teilnehmer, die dann gemeinsam den Tag verbringen. Dann endlich werde ich Amaryllis und ihre Eltern persönlich kennenlernen – das wird sehr aufregend. Anschließend werden wir uns immer in einer unserer vier Monatswochen persönlich treffen und gemeinsam spannende Ausflüge unternehmen. Das ist jetzt schon besiegelte Sache zwischen uns!

Melanie Seidenglanz: Der hohe Anteil an Erwerbstätigen unter unseren Aktiven ist kein Zufall, denn Unternehmen aus Mannheim und der Region unterstützen unser Projekt in mehrfacher Hinsicht. Zum einen machen sie es finanziell möglich, zum anderen leisten sie auch firmenintern tolle Informationsarbeit. Viele unserer Mentorinnen und Mentoren sind in der mittleren Führungsebene tätig. Das sind Leute mit einem sehr vollen Terminkalender, die sich dennoch bewusst dafür entscheiden, sich als Mentor: in bei „Deine Lernbox“ zu engagieren.

 

Welches Resümee lässt sich nach fast zwei Jahren „Deine Lernbox“ ziehen?

Linn Schöllhorn: Das Feedback ist durchweg positiv und die schulischen Leistungen der Kinder entwickeln sich prächtig. Eltern und Lehrer danken uns für die Entlastung, die wir ihnen ermöglichen und unsere Tandems strahlen vor Glück. Endlich sind auch wieder gemeinsame Ausflüge möglich und alle berichten freudestrahlend von den ersten persönlichen Begegnungen nach Corona. Da verschieben sich gerade auf allen Ebenen die Grenzen. Beide Seiten lernen neue Mannheimer Stadtteile kennen, es wird mit lähmenden Alltagsroutinen gebrochen und neue Perspektiven tun sich auf.

Melanie Seidenglanz: Die Berichte aus den Schulen, den Familien und den Tandems sind herzerweichend positiv. Überlastete Lehrerinnen und Lehrer atmen auf. Eltern, die in mehreren Jobs parallel arbeiten, um die Familie zu ernähren, freuen sich über die schulischen Leistungen ihrer Kinder. Schülerinnen und Schüler schwärmen von neuen Erfahrungen und haben plötzlich ambitionierte Bildungsziele. Alle Beteiligten können kaum glauben, was für einen positiven Einfluss „Deine Lernbox“ zeigt. Die regelmäßigen Treffen wirken entschleunigend und lehren alle Beteiligten viel über den Facettenreichtum der Gesellschaft. Das Mentoring ist ja eines von mehreren passgenauen Hilfen für die Schulen – ein Angebot, das vor Ort wirklich gebraucht wird und die richtige Zielgruppe erreicht. Wir konnten in kurzer Zeit viele gute Maßnahmen an unsere Schulen bringen und soviele Kinder und Lehrkräfte in unserer Region unterstützen.

Das klingt wirklich wundervoll! Letzte Frage: Wie kann man bei „Deine Lernbox“ mitmachen?

Linn Schöllhorn: Das ist ganz einfach. Wichtig ist, dass Du verlässlich, humorvoll und verantwortungsbewusst bist. Komm auf die Website der KinderHelden und bewirb dich. Unsere Voraussetzungen sind neben unserem Aufnahmeprozedere vor allem Spaß am Umgang mit Kindern, die Motivation sie schulisch und außerschulisch zu fördern und genügend Zeit regelmäßig gemeinsam etwas zu unternehmen. Wir unterstützen alle, diesen Prozess gut durchlaufen zu können.

Sarah König: Meine Botschaft ist: Nicht zögern und sich nicht selbst die zweifelnde Frage stellen, ob man das überhaupt kann oder die nötige Zeit dafür findet. Antworten auf diese Fragen findet man ganz automatisch, wenn man den ersten Schritt wagt. Ich kann aus Erfahrung sagen: Bei „Deine Lernbox“ hat man nichts zu verlieren – aber eine ganze Menge zu gewinnen!

Melanie Seidenglanz: Man muss übrigens nicht unbedingt aus Mannheim kommen, um sich zu engagieren. „Deine Lernbox“ ist an 25 Schulen in der gesamten Metropolregion Rhein-Neckar aktiv. Und wer lieber Schülerinnen und Schüler aus höheren Klassen fördern möchte, dann einfach mal auf unsere Website schauen – dort informieren wir über unsere Arbeit mit anderen Projektpartnern.

Mehr Infos:

https://www.m-r-n.com/was-wir-tun/themen-und-projekte/projekte/Lernbox

https://www.kinderhelden.info/projekt/deine-lernbox/

Interview: Andreas Stanita / LA.MAG

Fotos: Alexander Münch