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IN MANNHEIM KANN MAN JETZT ZUKUNFT ESSEN!

In Mannheim wurde das Spaghetti-Eis erfunden – und jetzt auch die essbaren Löffel dazu! Das deutsch-indische Greentech-Unternehmen Frenvi entwickelt genießbares und kompostierbares Einwegbesteck. Im Interview erklären Abhinav Ramachandran und Stefan Beyerle ihre Vision einer möglichst plastikfreien urbanen Zukunft und warum Mannheim der ideale Standort ist, um sie Realität werden zu lassen.

 

Euer Ziel ist es, nachhaltig Plastikmüll zu reduzieren. Was war der entscheidende Impuls, um das Unternehmen Frenvi zu gründen, das abgekürzt für „Friendly Environment“ steht?

Abhinav Ramachandran: Mein Freund Phanindra Gopala Krishna und ich sind 2017 aus dem indischen Bangalore in die Metropolregion Rhein-Neckar gekommen, um hier zu studieren. Obwohl es hier in Deutschland deutlich mehr Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit gibt, ist uns aufgefallen, dass die Abfall-Problematik doch irgendwie die gleiche ist. Die Idee zu Frenvi kam uns während einer Projektarbeit, in deren Rahmen wir einen Business-Case entwickeln sollten.

Und dabei entstand die Idee zu Löffeln, die man auch aufessen kann, statt sie wie normale Plastiklöffel achtlos wegzuwerfen?

Abhinav: Ja so war das: Zero Waste! Aber unsere Geschäftsidee reduziert sich nicht alleine darauf, die Löffel essbar zu machen. Der Upcycling-Gedanke war quasi von vornherein Teil des Plans, so dass wir in Zukunft auch Treberrückstände aus der Getränke- und Lebensmittelindustrie verwenden, die sonst auf dem Müll landen würden.

„Vom ‘Vibe‘ her fühlen wir uns in Mannheim sehr wohl. Das Leben hier ist urbaner, vielfältiger und schneller als in anderen Städten in der Region – und dem Lebensgefühl unserer indischen Heimat ähnlicher.“

Abhinav Ramachandran

Stefan Beyerle: Frenvi hat mit dieser Idee schon früh für Aufmerksamkeit gesorgt, denn Abhinav und Phanindra haben mit ihrer Idee ein EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums gewonnen – als erstes nichtdeutsches Team überhaupt.

Stefan, wie bist du eigentlich als dritter im Bunde zu Frenvi dazugekommen?

Stefan: Wir haben uns über einen Gründer-Freundeskreis kennengelernt und schnell gemerkt, dass wir in puncto Nachhaltigkeit gleich ticken und uns persönlich gut verstehen. Meine Erfahrung in der Lebensmittel- und Getränkebranche und bei Fördermittelakquise und Marketing kann ich bei Frenvi ideal einbringen.

Warum habt Ihr Euch für Mannheim als Standort Eures jungen Unternehmens entschieden?

Abhinav: So rein vom „Vibe“ her fühlen Phanindra und ich uns in Mannheim sehr wohl. Das Leben hier ist urbaner, vielfältiger und schneller als in anderen Städten in der Region und damit dem Lebensgefühl unserer indischen Heimat ähnlicher. Wieviel in Mannheim im Bereich Entrepreneurship getan wird, das konnten wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ahnen, aber die Erfahrung der letzten 18 Monate hat uns unsere Entscheidung, nach Mannheim zu ziehen, nicht bereuen lassen.

„Unsere Zielrichtung passt perfekt zur Stadt Mannheim, die sehr fokussiert ihre ambitionierten Klimaziele verfolgt.“

Stefan Beyerle

 

Stefan, was sind denn aus Deiner Marketing-Perspektive Mannheims Standortvorteile?

Stefan: Das Mannheimer Startup-Ökosystem ist schon lange kein Geheimtipp mehr und sucht in Deutschland seinesgleichen. Hier ist schon früh verstanden worden, dass es junge, internationale Unternehmen braucht, um Antworten auf die Fragen der Zukunft zu finden. Von der städtischen Wirtschaftsförderung über Next Mannheim bis zum Mafinex Technologiezentrum, in dem wir unsere Büroräume haben: Hier ziehen einfach alle an einem Strang und unterstützen hochmotiviert an allen Ecken. Dass wir mit unserer Idee im November den Mannheimer Existenzgründerpreis Mexi in der Kategorie Technologie gewinnen konnten, zeigt ebenfalls, dass Mannheim der ideale Standort für Frenvi ist.

Mit dem Leitbild „Mannheim 2030“ leistet Mannheim einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltigere und gerechtere Welt und nimmt dabei auch international eine Vorreiter-Rolle ein. Die passende urbane Umgebung für Euer Sustainability-Thema?

Stefan: Ja, das passt super. Wir rennen hier offene Türen ein. Gleich nebenan im Glücksteinquartier entsteht bis Ende 2025 das Innovationszentrum Green Tech, dessen Ziel die Entwicklung zukunftsorientierter Umwelt- und Energietechnologien ist. Wir besetzen mit Frenvi also jetzt schon Themen im Haus, die bald eigene, noch festere Strukturen erhalten werden. Unsere ganze Zielrichtung passt perfekt in diese Stadt, die sehr fokussiert ihre ambitionierten Klimaziele verfolgt.

In Mannheim wurde das Spaghettieis erfunden. Gibt es denn hier schon Eisdielen, die Frenvi-Löffel benutzen?

Abhinav: Die gibt es tatsächlich. Entdeckt haben wir das letzten Sommer durch Zufall. Unsere Ware vertreiben wir exklusiv über Großhändler und wir wissen daher nie so genau, wo unser essbares Besteck EATlery zum Einsatz kommen. Wenn wir eine Mannheimer Eisdiele mit unseren Löffeln entdecken, freut uns das aber natürlich sehr. Eislöffel eines Mannheimer Startups, mit denen Spaghettieis gegessen wird, das hier erfunden wurde – ganz schön cool!

 

Stefan: So erfüllend es ist, wenn erste Erfolge auf lokaler Basis erkennbar werden – unser Ziel ist es, weltweit zum Umdenken anzuregen. Nachhaltig produzierte essbare Eislöffel sind nur ein Anfang. In Kürze folgen das restliche Bestecksortiment sowie Verpackungen und Behälter aus verschiedenen nachhaltigen Materialien. Und wenn die Fertigungsanlage in Indien erstmal läuft, dann können wir bis nach Australien exportieren.

Wir drücken die Daumen! Aber sagt mal: Wonach schmecken eure Löffel überhaupt?

Abhinav: Momentan gibt es zwei Geschmacksrichtungen: süß und salzig. Wir stellen die essbaren Löffel veganfreundlich her, verzichten auf Palmöl und verpacken die Produkte plastikfrei in leicht recyclebaren Papierboxen.

Und wenn Ihr mal nicht arbeitet, um die Welt zu verändern: Wo seid Ihr gerne in Mannheim unterwegs?

Abhinav: In Mannheim kann ich mein „Heimweh“ mit authentischem indischem Essen im Naan & Curry lindern – flankiert mit deutschem Bier. Das Beste aus beiden Welten.

Stefan: Die Liebe zu indischem Essen habe ich mittlerweile auch entdeckt und unterstütze Abhinav gerne bei seiner kulinarischen Vorliebe am Abend. Das Café Agáta im Mafinex ist mittags unsere favorisierte Anlaufstelle.

Text: Andreas Stanita / LA.MAG

Fotos: Sebastian Weindel