MICHÈLE TERTILT ERHÄLT BIRGIT GRODAL-PREIS
Michèle Tertilt ist seit 2010 VWL-Professorin an der Universität Mannheim. Für ihr Projekt Gender Differences: A Macroeconomic Perspective erhielt sie 2012 einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrates ERC. 2013 wurde sie – als erste*r in Deutschland lehrende*r Wissenschaftler*in überhaupt – in das Herausgebergremium des Review of Economic Studies berufen, eine der fünf führenden Zeitschriften der Wirtschaftswissenschaften weltweit. Im gleichen Jahr bekam sie als erste Frau den angesehenen Gossen-Preis des Vereins für Socialpolitik verliehen.
2017 erhielt Tertilt als zweite deutsche Wissenschaftlerin den Yrjö Jahnsson Award, eine Ehrung der besten europäischen Ökonom*innen. 2019 wurde sie mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet – Deutschlands wichtigstem Forschungsförderpreis.
Birgit Grodal-Preis 2024
„Michèle Tertilt ist eine führende Makroökonomin, die geprägt hat, wie Ökonom*innen über die Familie und die Makroökonomie denken. Unter anderem in ihrer Funktion als Mit-Herausgeberin der Review of Economic Studies und als Betreuerin einer langen Liste von Doktorand*innen hat sie sich außerdem um den Berufsstand verdient gemacht“, so die Begründung der Jury, die nun den Birgit-Grodal-Preis an sie verleihen hat. Michèle Tertilt wird damit gewürdigt als eine Pionierin auf dem Gebiet der Familienmakroökonomie, einem Forschungsbereich, der die Auswirkungen wirtschaftlicher Interaktionen innerhalb von Familienhaushalten untersucht. Gegenstand der Forschung ist zum Beispiel wie Fertilität, heimische Produktion und Arbeitsteilung durch wirtschaftliche Anreize, Märkte und Institutionen beeinflusst werden. Tertilts Forschung hat unter anderem zu einem besseren Verständnis beigetragen, wie sich familiäre Themen wie Heirat, Nachwuchs und Frauenrechte auf das staatliche Wirtschaftswachstum und den Konjunkturzyklus auswirken. Sie hat zudem grundlegende Beiträge in den Bereichen Entwicklungsökonomie und Haushaltsfinanzen geleistet.
Drei von Tertilts Arbeiten veranschaulichen ihre neuartige Anwendung der Wirtschaftstheorie auf die Makroökonomie der Familie. In der Arbeit Polygyny, Fertility and Savings (Vielehe, Fruchtbarkeit und Sparen) untersucht sie beispielsweise die wirtschaftlichen Auswirkungen von Vielehe, in Afrika südlich der Sahara.
In ihrer Arbeit Women’s Liberation: What’s in It for Men? (Die Befreiung der Frau: Was haben die Männer davon?) analysieren Tertilt und ihr Co-Autor Prof. Matthias Doepke die Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlichem Wachstum und Stärkung der Frauenrechte. Und in der Veröffentlichung An Equilibrium Model of the African HIV/AIDS Epidemic (Ein Gleichgewichtsmodell der afrikanischen HIV/AIDS-Epidemie) zeigt sie, dass ökonomische Methoden auch auf ansteckende Krankheiten wie AIDS anwendbar sind.
Mehr zu Prof. Michèle Tertilts Arbeit hier: https://tertilt.vwl.uni-mannheim.de
Zum Preis
Der Birgit-Grodal-Preis wurde 2010 gestiftet, um in Europa tätige Wirtschaftswissenschaftlerinnen zu würdigen. Der Preis ist nach Birgit Grodal benannt, der ersten Frau, die zur Präsidentin der EEA gewählt wurde. Er wird alle zwei Jahre verliehen.
Zur Pressemitteilung der EEA: https://www.eeassoc.org/awards/birgit-grodal-award
Foto: Anna Logue