NACHHALTIGKEITSPREIS FÜR MANNHEIMER STUDIERENDE
Mit dem Leitbild Mannheim 2030 hat sich die Stadt Mannheim das Ziel gesetzt, die Agenda 2030 lokal umzusetzen. Mannheim will damit einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltigere und gerechtere Welt erbringen.
Zur Stärkung der Kooperation zwischen der Stadt Mannheim und den Hochschulen wurde im Jahr 2021 auf Initiative des städtischen Fachbereichs für Wirtschafts- und Infrastrukturförderung die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Hochschulen mit dem „Steuerkreis Hochschulen – Stadt Mannheim“ institutionalisiert. Geleitet von den Bürgermeistern Thorsten Riehle und Dirk Grunert gehören dem Steuerkreis die Rektorate der Universität Mannheim, der Dualen Hochschule Mannheim, der Popakademie Baden-Württemberg, der Technischen Hochschule sowie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst sowie von Seiten der Stadt Mannheim die Fachbereiche Wirtschafts- und Strukturförderung und Bildung an.
Im Zuge dessen wurde ein Arbeitskreis zur Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Zur Unterstützung dieses Prozesses durch die Lehre und Wissenschaft wurde 2024 das dritte Mal in Folge für die vier staatlichen Hochschulen und der Universität der „Mannheimer Nachhaltigkeitspreis“ durch die Wirtschaftsförderung Mannheim vergeben. Das Preisgeld beträgt je Hochschule 1.000 Euro.
Wirtschaftsbürgermeister Thorsten Riehle erklärt dazu: „Die Universität, die Hochschulen und die rund 30.000 Studierenden in Mannheim sind Wegbegleiter*innen in Richtung Zukunft. Akademische Wissenschaft und Forschung gewinnen für unsere Stadt und die Stadtgesellschaft stetig an Bedeutung, da sie die Schlüssel für den nachhaltigen Erfolg Mannheims und der gesamten Region sind. Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – ob aktuell oder bevorstehend – lassen sich ohne die Innovationskraft und das Know-how aus Wissenschaft und Forschung nicht bewältigen.“
Bildungsbürgermeister Dirk Grunert hebt hervor: „Die Hochschulen und die Universität sind ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Bildungslandschaft und Gesellschaft. Sie sind die Keimzellen von Innovationen und neuartigen Ideen. Das zeigen auch die Projekte, die heute ausgezeichnet werden. Sie verdeutlichen, was entstehen kann, wenn wissenschaftliche Neugier, Freiheit der Forschung und gesellschaftliches Engagement zusammentreffen.“
Mit dem Nachhaltigkeitspreis werden studentische Arbeiten (Bachelor- und Masterarbeiten, Projekte oder Initiativen) prämiert. Die Arbeit soll jeweils einen Beitrag zur Förderung von Nachhaltigkeit leisten, beispielsweise durch den Bezug zu mindestens einem der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN. Wünschenswert ist, dass die Arbeit einen Beitrag zur Förderung der Nachhaltigkeit in Bezug auf die Stadt Mannheim leistet. Die Beurteilung der Arbeiten erfolgt durch ein Auswahlgremium aus Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen Hochschule sowie der Wirtschaftsförderung.
Die Bürgermeister Riehle und Grunert begrüßten die Gäste und überreichten die Urkunden an die Gewinnerinnen und Gewinner. Ira Herwig, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie der Universität Mannheim gab einen Impulsvortrag mit dem Thema „Es geht um die Wurst – Gesundheitspsychologische Perspektiven auf nachhaltigere Ernährung“. Herzstück der Veranstaltung war ein Panel Talk, in dem die Studierenden ihre Motivation und Begeisterung für das Thema Nachhaltigkeit platzieren konnten.
Das Team „Menschen und Kompetenzen“ der Wirtschaftsförderung war für die Organisation der Veranstaltung verantwortlich. Burak Bas und Philipp Kadel vom Local Green Deal-Team der Stadt Mannheim und das „Team FANNI“ der Technischen Hochschule Mannheim präsentierten ihre Arbeit an einem Messestand vor Ort. Das Team FANNI besteht aus drei Masterstudierenden der Fächer Informatik und Verfahrenstechnik. Es ist Teil des Kurses Challenge Based Innovation. Darin entwickeln Studierende Konzepte, die unter Verwendung von neuen Technologien (Deep Tech) zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele beitragen. Der Kurs findet in Zusammenarbeit mit dem CERN in Genf, der Swinburne University of Technology (Melbourne) und der PACE University (New York) statt. Am Stand des Nachhaltigkeitspreises präsentierte das Hochschulteam ein Konzept aus dem Gebiet des „Precision Farming“ zum Umgang mit dem Klimawandel.
Die studentischen Arbeiten und Projekte im Überblick:
„Arduino-Drohne zur Bestimmung der Luftqualität – Installation, Einrichtung und Programmierung der Sensoren“
Erik Dangel, Daniel Briem, Moritz Franzreb
DHBW Mannheim, Studienarbeit/Gruppenarbeit im Bereich Elektrotechnik
Die Projektarbeit handelt von der Erweiterung einer Flugdrohne zur Luftqualitätsmessung und -bestimmung in Industriegebieten und Wohnsiedlungen. Zum Vergleich sollen ebenso Messungen an ländlicheren Standorten durchgeführt werden. Die Motivation für die Projektumsetzung liegt in der Möglichkeit, umfassende und präzise Daten zur Luftqualität in verschiedenen Höhen zu sammeln und durch die Ergebnisse umweltfreundliche Maßnahmen zu fördern und zu unterstützen.
„Bio-Kunststofffensterprofile: Eine Markt- und Imageanalyse sowie Messung der Kaufbereitschaft der Endkunden“
Ioanna K. Mavridou, Bart de Bruijn, Max Gawinski, Anna Kurz, Joachim Surm
DHBW Mannheim, Forschungsbericht im Bereich International Business
Gemeinsam mit einem führenden Hersteller von Kunststoff-Profilsystemen für Fenster und Türen, untersuchte das studentische Forschungsprojektteam am Beispiel „Kunststoff-Fenster“, wie Endkunden nachhaltige Material-Alternativen – insbesondere Bio-Kunststoff und recycelten Kunststoff – wahrnehmen und bewerten und welche Bereitschaft sie zeigen, Kunststoff-Fenster mit nachhaltigen Materialien zu kaufen.
„Neckarstadt KliMa“
Romeo Türemis, Manuel Wirth, Fabian Hoppe, Julian Wernz, Lisa Balsen
Technische Hochschule Mannheim, Seminararbeit/Gruppenarbeit im Bereich Informatik
Das Projekt Neckarstadt KliMA ist eine Internetanwendung, die Temperaturunterschiede und Kühlungseffekte im urbanen Raum durch Visualisierung erforscht. Ziel ist es, die Auswirkungen städtischer Bebauung und Versiegelung auf die Temperatur in der Mannheimer Neckarstadt sichtbar zu machen und somit eine Datengrundlage für eine nachhaltige, klimaangepasste Stadtentwicklung zu schaffen. Genutzt wurden hierfür die Messdaten des Mannheimer Stadtklimanetzes, die über das Open Data Portal des sMArtCity-Projekts zur Verfügung stehen. Damit möchten die Studierenden einen zukunftsweisenden Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung in Mannheim leisten, der zur Reduzierung von urbanen Hitzeinseln und zur Förderung eines gesunden Stadtklimas beitragen kann.
„Erarbeitung eines strategischen Zeit- und Maßnahmenplans für ein nachhaltiges Abfallmanagement“
Nina Martin
Technische Hochschule Mannheim, Bachelorarbeit im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen
Ziel der Arbeit war die Erarbeitung einer generellen Vorgehensweise zur Einführung eines nachhaltigen Abfallmanagements für öffentliche Einrichtungen. Hierzu wurde das Abfallmanagementsystem von John Deere und das derzeitige Abfallmanagement der Hochschule Mannheim als Ausgangsbasis verwendet. Darauf aufbauend wurde ein generell anwendbarer strategischer Zeit- und Maßnahmenplan aus modularen Bausteinen für ein nachhaltiges Abfallmanagement an öffentlichen Einrichtungen aufgestellt. Diese generelle Vorgehensweise wurde in der Arbeit zusätzlich exemplarisch auf die Hochschule Mannheim angewandt und konkretisiert.
„The socially unequal distribution of environmental burdens“
Laura Marie Schmitt
Universität Mannheim, Bachelorarbeit im Bereich Soziologie
An der Schnittstelle zwischen sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit beschäftigt sich die Arbeit mit der Frage, wie verschiedene soziale Gruppen in ihrer Wohnumgebung Lärmbelastung ausgesetzt sind und welche Rolle Einkommen, Migrationshintergrund und Urbanität in diesem Zusammenhang spielen.
„(Thought) Leadership in Sustainability Reporting: How Business Schools Can Practice What They Preach“
Levis Lerner
Universität Mannheim, Masterarbeit im Bereich Management
In der Arbeit wurden zwei innovative Ansätze der Kohlenstoffbilanzierung auf die Emissionsdaten der Universität Mannheim angewendet. Sie umfasst drei Kohlenstoffdioxid-Statements: eine Kohlenstoffbilanz, eine „Gewinn- und Verlustrechnung“ sowie eine „Cashflow-Rechnung“, und leitet daraus Handlungsempfehlungen für die Dekarbonisierungsstrategie der Universität ab. Die Ergebnisse wurden dem Prorektor für Nachhaltigkeit und Informationsversorgung vorgestellt und können somit als Grundlage für die zukünftige Emissionsberichterstattung der Universität verwendet werden.
„Die Angst unter Kontrolle? Analyse individueller Risikofaktoren für Auftrittsangst bei DirigentInnen“
Vivien Rieder
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Bachelorarbeit im Bereich Bachelor of Music, künstlerisch-pädagogischer Schwerpunkt
Im Rahmen der Bachelorarbeit wurden mittels einer quantitativ-empirischen Umfrage unter 130 Dirigentinnen und Dirigenten verschiedene Risikofaktoren für Auftrittsangst, wie beispielsweise die Vorbereitung des Ensembles, das Kontrollerleben und das Geschlecht, identifiziert. Damit adressiert die Arbeit unter anderem die SDG-Ziele Gesundheit und Wohlergehen, hochwertige Bildung sowie Geschlechtergerechtigkeit.
„Klimaschutzstrategien in der Musik EIN – und Veranstaltungsbranche: Herausforderungen und Chancen bei der emissionsarmen Tourplanung und -umsetzung am Beispiel der Post-Hardcore Band Sperling“
Kim Laber
Popakademie Baden-Württemberg, Masterarbeit im Bereich Music and Creative Industries
Die Abschlussarbeit befasst sich mit der Untersuchung der Treibhausgasbilanz der Headliner-Tour der Post-Hardcore-Band Sperling. Ziel war es, relevante Daten zu erfassen, um Emissionen sichtbar zu machen und Ansätze für nachhaltigeres Touring zu entwickeln. Die Datenerhebung erfolgte während der Herbsttour 2024 in neun Städten und analysierte unter anderem die Anreise der Fans, den Ressourcenverbrauch der Band sowie die Infrastruktur der Veranstaltungsorte. Unterstützt wurde die Arbeit von Expertinnen und Experten aus der Nachhaltigkeitspraxis und orientierte sich am „Greenhouse Gas Protocol“. Letzteres ist eine private transnationale Standardreihe zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen und zum dazugehörigen Berichtswesen für Unternehmen und zunehmend für den öffentlichen Bereich.
Foto: Thomas Tröster