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VISION DOMES – DIE VERKUPPLUNG DER ZUKUNFT

Im Corona-Lockdown hatte Philipp Jungk eine Vision: Auf seiner Dachterrasse in Mannheim baute er mit Freunden eine geodätische Kuppel – heute produziert er mit Jonas Krüger und Leo Schleith „Vision Domes“: Vielseitig einsetzbare Strukturen aus nachhaltigen Materialien, um die urbane Zukunft neu zu gestalten.

Was genau sind denn Vision Domes – und was ist Eure Vision?

Philipp Jungk: Vision Domes sind vielseitig einsetzbare geodätische Kuppeln, mit denen man Räume für eigene Visionen kreieren kann. Unsere Vision ist es, möglichst viele geodätische Domes in die Welt zu bringen, weil sie als nachhaltige Gebäudetypen je nach Anwendungsbereich unschlagbare Vorteile haben. Unser Anspruch ist der Schutz der Umwelt, Effizienz, Qualität und eine bestechende Ästhetik.

Wie lassen sich Vision Domes einsetzen?

Leo Schleith: Ob als Wintergarten, Event-Dome, Gewächshaus, Gartenlaube oder Wohn-Dome – den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Ganz nach unserem Motto: „Make room for your visions!“

Wie entstand die Idee, geodätische Kuppeln zu entwickeln?

Philipp Jungk: Ich komme eigentlich aus der Eventbranche und habe das Happiness-Festival in Karlsruhe mitveranstaltet. Doch Corona hat alles verändert. Mitten im Lockdown wurde ich krank, lag frustriert im Bett und bin auf ein Video über den Architekten Richard Buckminster Fuller gestoßen, den Erfinder der geodätischen Kuppeln. Das Thema hat mich fasziniert, denn ich hatte an der Uni Mannheim meine Masterarbeit über nachhaltige Architektur geschrieben. Da schoss mir die Idee durch den Kopf, einen Dome auf meiner Dachterrasse in Mannheim zu bauen – mit nachhaltigen, ressourcenschonenden Materialien!

„Nachhaltigkeit ist der Grundgedanke unserer Arbeit. Ökonomisch ist es unser Ziel, hier in Mannheim – in der Stadt, in der wir arbeiten und leben – Arbeitsplätze zu schaffen und faire Löhne zu zahlen.“

Philipp Jungk

Wie konntest Du die Idee in die Tat umsetzen?

Philipp: Ich habe gleich am nächsten Morgen Freunden von der Idee erzählt und Holz für die Konstruktion besorgt. Meine Kumpels haben das Werkzeug organisiert, in den fünften Stock hochgeschleppt und wir haben einfach losgelegt. Als die letzte Strebe eingesetzt war und der Dome durch die geodätische Wirkung stabil stand, wussten wir: Wir wollen diese Idee professionell vorantreiben!

In Mannheim gibt es seit den 90er Jahren bewohnte Kuppelhäuser, und die von Architekt Frei Otto erbaute Multihalle ist die größte freitragende Holzgitterschalenkonstruktion der Welt. Nimmt Euer Projekt Bezug auf diese Bau-Tradition?

Philipp: Um ehrlich zu sein: Ich war der Überzeugung, ganz neue Ideen in Deutschland zu verbreiten – bis mich ein Freund auf die Kuppelhäuser in Neckarau angesprochen hat. Ich habe mir die Häuser angeschaut und war total platt, dass in Mannheim schon in den 90er Jahren geodätische Domes gebaut worden sind. Ein paar Tage später hörte ich dann von der Multihalle, bin in den Herzogenriedpark gefahren und war wieder positiv geschockt: Eine gigantische geodätische Struktur mitten in Mannheim! Als mir dann kürzlich noch eingefallen ist, dass mein Lieblingsspielzeug als Kind ein 20-seitiger Würfel – ebenfalls eine geodätische Struktur – war, wurde mir klar: Ich habe wohl meine wahre Bestimmung gefunden!

Jonas Krüger: Ich bin für unser Marketing zuständig und ich kann dazu nur sagen: Es ist ein glücklicher Zufall, dass Mannheim diese Tradition mit geodätischen Strukturen hat. Wir wollen dazu auch ein Video produzieren, um zu dokumentieren, wie man in den Mannheimer Domes lebt.

Können Vision Domes das urbane Leben positiv verändern?

Leo: Durch die modulare Bauweise unserer Vision Domes bieten wir einen Rahmen, mit dem unsere Kunden Herzensprojekte realisieren können. Daher auch unser Slogan: „Make room for your visions!“ Gewächshaus-Domes bieten die Möglichkeit, mitten im urbanen Raum Lebensmittel anzubauen. Mit unseren Wohn-Domes bieten wir neue urbane Lebensräume, die im Greenhouse-Bereich so bislang noch nicht gedacht worden sind.

Wie nachhaltig ist Euer Geschäftsmodell?

Philipp: Nachhaltigkeit ist der Grundgedanke unserer Arbeit – im Sinne der vier Säulen der Nachhaltigkeit. Im Zentrum steht der Umwelt-Aspekt, indem wir ausschließlich nachhaltige Ressourcen verwenden. Genauso wichtig ist uns die soziale Komponente, indem wir zum Beispiel Domes-Workshops mit Upcyclingprodukten für Jugendliche anbieten. Ökonomisch ist es unser Ziel hier in Mannheim – in der Stadt, in der wir arbeiten und leben – Arbeitsplätze zu schaffen und faire Löhne zu zahlen. Und schließlich ist auch die vierte Säule Kultur für uns ein wichtiger Aspekt, indem wir mit unseren Domes neue Räume für Events aller Art bieten.

Jonas: Nachhaltig geschlagenes Holz ist unser Kernmaterial. Die Preissteigerungen durch die Corona-Pandemie haben zwar unsere Kalkulationen durchkreuzt, aber der positive Nebeneffekt ist, dass wir gezwungen sind, uns intensiv mit dem Thema Upcycling zu beschäftigen. Für die Innenverkleidung unseres ersten Domes haben wir beispielsweise 54 Paletten auseinander gebaut, die Hölzer einzeln bearbeitet und wieder nutzbar gemacht.

Ihr seid Teil der Mannheimer Co-Crafting-Community Honeycamp. Was ist der Vorteil dieser Kooperation?

Leo: Der Schlüssel zu unserem erfolgreichen Start war das Stipendium vom Honeycamp. Sie haben die Weitsicht gehabt, von Anfang unsere Idee zu unterstützen. Sie stellen uns in der Honeycamp-Homebase neben dem Mannheimer Taylor Park Räume zur Verfügung, Werkzeuge und wertvolles Holzbau-Know-How.

Wie habt Ihr Euch als Quereinsteiger in das Thema eingearbeitet?

Philipp: Ich habe zwei Meistertischler im Freundeskreis und eine Affinität zum Holzbau – das hat natürlich geholfen. Aber wir haben gelernt: Du musst einen Dome mit eigenen Händen bauen, bevor du ein Projekt externen Handwerkern überlassen kannst. Es gibt zwar viele Anleitungen auf YouTube, aber die eigene Erfahrung ist entscheidend.

Jonas: Unsere Arbeitsphilosophie ist „Seek Discomfort“: Nicht machen, was man kann – sondern das machen, was man nicht kann, damit man dazulernt! Es ist ja nicht so, dass wir naturbegabt sind. Wir hatten nicht ständig mit Physik, Mathematik oder Handwerk zu tun, deshalb mussten wir uns von Grund auf in das Thema einarbeiten. Aber wenn Du wirklich für etwas brennst, beginnst du schnell ein Thema tief zu durchdringen. Und wenn Du den Kern verstehst, beginnst Du dich auch für die Randbereiche zu interessieren. So haben wir unsere eigene Formel gefunden und entwickeln ständig Verbesserungen.

Was macht Euch einzigartig?

Leo: Im europäischen Markt gibt es zahlreiche Anbieter geodätischer Domes, aber das sind ausschließlich Konstruktionen mit einem Aluminiumskelett und sehr viel Kunststoff-Elementen. Wir sind bislang die einzigen, die Domes aus nachhaltig produziertem Holz anbieten, die sich individuell konfigurieren lassen – je nach Kundenwunsch als Wohn-, Event- oder Gewächshaus-Dome.

Was sind Eure Ziele für die Zukunft?

Philipp: Zur Zeit sind wir noch mehr ein Prototypenlabor, aber unser Ziel ist die Entwicklung einer effektiven Produktionswerkstatt, denn die Nachfrage ist riesig. Wer heute einen Dome bei uns bestellt, kommt erst mal auf eine Warteliste, die bis Mitte nächsten Jahres reicht. Bis 2022 hatten wir in unserem Business Plan ursprünglich drei Wohn-Domes kalkuliert. Inzwischen bekommen wir aber jede Woche mehrere konkrete Anfragen. Der Herbst ist spannend: Auf dem Reeperbahnfestival bauen wir unsere Eventdomes auf und der erste richtige Nutz-Dome wird installiert.

Werdet Ihr auch bei der Mannheimer BUGA23 präsent sein?

Jonas Krüger: Das BUGA-Team hat uns bereits in der Werkstatt besucht und es wäre uns eine Ehre, an der Bundesgartenschau teilzunehmen und unser Projekt einem großen Publikum vorstellen zu können.

Warum ist Mannheim für Euch die ideale Stadt zum Leben und Arbeiten?

Philipp: Ich bin schon vor 15 Jahren nach Mannheim gekommen. Für mich gilt dieser Spruch, dass man in Mannheim zweimal weint: Wenn man kommt und wenn man geht! Letzteres wird mir aber nicht passieren, denn ich will in Mannheim bleiben! Ich liebe es, hier im im Taylorpark im Honeycamp-Areal zu arbeiten – das ist ein sehr inspirierendes Umfeld. Und wenn ich mal Ruhe und Natur brauche, finde ich die ganz in der Nähe: Mein Lieblingsort in Mannheim ist das Naturschutzgebiet Silberpappel im Waldpark direkt am Rhein.

Jonas: Ich bin 2016 zum Studieren nach Mannheim gekommen. Heute ist Mannheim für mich der beste denkbare Ort zum Leben – und um hier in der Stadt das Vision Domes-Projekt zu entwickeln. Und ja: mein Lieblingsort ist ebenfalls die Silberpappel – darauf kann man sich einigen.

Leo: Ich bin extra für das Projekt Vision Domes von Innsbruck nach Mannheim gezogen und entdecke erst nach und nach die schönsten Ecken dieser Stadt – was natürlich mit zwei “alten Hasen” wie Philipp und Jonas besonders viel Spaß macht. Allerdings bleibt in der stressigen Gründungszeit leider noch sehr wenig Zeit für solche urbanen Exkursionen übrig.

www.vision-domes.de

Fotos: Alexander Münch

Interview: Ralf Laubscher / LA.MAG