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„WIR GLAUBEN AN DAS ZUKUNFTSTHEMA ELEKTROMOBILITÄT“

Die MVV Energie AG will bis 2035 klimapositiv werden und setzt mit dem Fachbereich Smart Cities unter anderem auf die Entwicklung der E-Mobilität. Im Mannheim My Future-Interview erklärt Vinzent Grimmel, Leiter Programmmanagement & Operations Smart Cities, wie er mit seinem Mannheimer Team die Mobilität der Zukunft neu denkt und gestaltet.

Sie leiten bei der Mannheimer MVV Energie AG den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur. Was ist die Mission?

Unsere Mission ist es, eine flächendeckende und klimaneutrale Ladeinfrastruktur in der Metropolregion Rhein-Neckar und zu betreiben. Damit wollen wir Anreize für einen umweltfreundlichen und elektrifizierten Individualverkehr setzen.

Als Geschäftsführer der E-Carsharing-Gesellschaft FRANKLIN Mobil bieten Sie im nachhaltigen Mannheimer Stadtquartier Franklin bereits ein zukunftsweisendes Mobilitätskonzept. Was ist die Idee?

FRANKLIN Mobil ist eine E-Carsharing-Gesellschaft, eine Tochtergesellschaft der MVV. Sie bietet eine praktische und umweltfreundliche Alternative zum eigenen Auto und trägt zur Verringerung des Verkehrsaufkommens und der Umweltbelastung bei. Wir begleiten die Entwicklung des Stadtquartiers Franklin von Anfang an. Seit 2017 erlebe ich mit, wie sich das Gelände verändert hat: von einem Militärareal zu einem zukunftsweisenden Wohnquartier. Es ist faszinierend zu sehen, wie bunt und vielfältig der ganze Stadtteil geworden ist, eine gute Mischung aus gewachsener Struktur und Neubauprojekten. In diesem urbanen Umfeld ist es besonders spannend, Mobilität neu und anders zu denken und zu gestalten.

„Mit FRANKLIN Mobil bieten wir eine umweltfreundliche und flexible Individualmobilität als Alternative zum privaten Autobesitz“

Vinzent Grimmel

FRANKLIN Mobil ist ein Teil der Vision von MVV, nachhaltige und zukunftsorientierte Mobilitätslösungen zu fördern. Wie setzen Sie das mit Ihrem Team in die Tat um?

Mit FRANKLIN Mobil bieten wir umweltfreundliche und flexible Individualmobilität als Alternative zum privaten Autobesitz. Unsere Elektrofahrzeuge stehen in direkter Nähe zur eigenen Wohnung zur Verfügung. Dank der optimalen Ladeinfrastruktur vor Ort ist es ganz einfach. Man bucht einfach ein Auto, setzt sich rein, und fertig. Das hat etwas sehr Befreiendes. Ein Carsharing-Fahrzeug kann das Erstauto ersetzen, wir sehen es von der Positionierung aber vor allem als Alternative zum Zweitwagen.

Wie intensiv wird das Angebot genutzt?

Elektromobilität ist heute immer noch eine Herausforderung, weil E-Fahrzeuge teurer in der Anschaffung und im Betrieb sind. Carsharing ist aber meist kostengünstiger als der Besitz eines eigenen Fahrzeugs, da Nutzer nur für die tatsächlich gefahrenen Kilometer und die Nutzungszeit bezahlen. Nicht zuletzt deshalb freuen wir uns über kontinuierlich wachsende Kundenzahlen, dennoch wünschen wir uns noch ein bisschen mehr Zulauf.

Mit dem MVV eLadepark Columbus haben Sie eine Tankstelle der Zukunft geschaffen, die an eine klassische Tankstelle erinnert. Sicher kein Zufall?

Nein, diese ehemalige US-Tankstelle wurde nach einem Architektenwettbewerb zum Schnellladepark umgebaut – und das Design besitzt tatsächlich Tankstellencharakter. Während Sie die Batterie Ihres Fahrzeugs an einer der zwölf „High Power Charging“-Ladesäulen aufladen, bietet der MVV-Ladepark Columbus einen komfortablen Aufenthaltsbereich. Da gibt es Snacks und sogar Pizza, es gibt Toiletten, es gibt freies Wifi, Tische und Stühle stehen zum Entspannen oder Arbeiten bereit.

E-Ladepark Columbus. Foto: MVV Energie AG

Wie groß ist Ihr Team, mit dem Sie an diesen Zukunftsthemen arbeiten?

Bei FRANKLIN Mobil sind aktuell sechs Köpfe mit dem Thema beschäftigt, allerdings die Mehrheit davon nicht in Vollzeit. Insgesamt arbeiten am Thema Elektromobilität bei der MVV bis zu 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir entwickeln nicht nur die öffentliche Ladeinfrastruktur, sondern bieten auch Leistungen für gewerbliche Kunden und Planungsleistungen an.

Für diese Arbeit braucht es technologisches Know-how. Ist es schwer, Fachkräfte zu finden?

Bisher klappt das ganz gut bei uns. Ich denke, dass liegt auch daran, dass ein Nachhaltigkeitsthema wie E-Mobilität Leute dazu bewegt, sich gezielt bei uns zu bewerben. Unser Mannheimer Modell – die Umsetzung von Strom- und Wärmewende sowie von grünen Kundenlösungen – ist für viele Leute inspirierend. Auch mich bewegt dieses Thema sehr.

Wie beschreiben Sie die Arbeitsatmosphäre in Ihrem Team?

Sehr inspirierend und spannend, aber man muss auch der Typ dafür sein. Wir sind Leute, die nicht nur Regelprozesse abarbeiten, sondern sehr flexibel sind, um ein großes Arbeitsspektrum zu schaffen und anbieten zu können – von Planung, Bau und Betrieb bis hin zur Strombeschaffung, zu unseren Tarifen, Zusatzangeboten und der Kundenbetreuung erledigen wir alles selbst.

Sind in ihrem Team vor allem Mannheimerinnen und Mannheimer aktiv – oder Leute aus der ganzen Region?

Viele aus unserem Team leben in Mannheim. Was uns eint, ist wirklich dieses Gefühl, dass wir etwas Gutes für die Stadt und für die Region leisten. Wir glauben an das Zukunftsthema Elektromobilität und wollen die Lebensqualität für alle verbessern. Nicht nur für die PKW-Nutzerinnen und -Nutzer, sondern auch für die Menschen, die von weniger Lärmbelastung und Luftverschmutzung in Mannheim und der Region profitieren. Wir sehen da eine besondere Verantwortung.

„Mannheim ist eine Stadt, die es geschafft hat, seinen Bürgerinnen und Bürgern eine Identität zu vermitteln. Ich erlebe hier ein starkes soziales Miteinander. Egal wo man herkommt, man wird akzeptiert und gehört dazu. Das finde ich wirklich bemerkenswert.“

Vinzent Grimmel

Die Zielsetzung Ihres Mobilitätskonzepts geht über das Stadtquartier Franklin hinaus. Wie wollen Sie die E-Ladestruktur in der Metropolregion nachhaltig verbessern?

Unsere Strategie sieht vor, an verschiedenen Standorten in der Region Ladestationen in Betrieb zu nehmen, die sowohl schnelles Laden mit Gleichstrom (DC) als auch mit Wechselstrom (AC) ermöglichen. Besonders in der Innenstadt erweitern wir das Angebot an DC-Schnellladepunkten, damit man das Fahrzeug idealerweise dort lädt, wo man einkaufen, essen oder einen Kaffee trinken geht. So kann die Ladezeit sinnvoll genutzt werden. Für längere Fahrten haben wir Schnellladehubs an den Hauptausfahrten von Mannheim eingerichtet. Dort stehen besonders leistungsstarke Ladestationen mit hoher Kapazität zur Verfügung, um das Fahrzeug schnell für die Weiterfahrt aufzuladen.

Wo steht Mannheim bezüglich der E-Ladeinfrastruktur im Vergleich zu ähnlich großen Städten? Mannheim steht im Vergleich zu ähnlich großen Städten in Sachen E-Ladeinfrastruktur gut da. Jede Stadt verfolgt hier jedoch unterschiedliche Strategien: In Heidelberg gibt es zum Beispiel viele Ladesäulen, die jedoch überwiegend normale Wechselstrom-Ladestationen (AC) sind. Das bedeutet, dass dort mit geringerer Geschwindigkeit geladen wird. Karlsruhe ist aktuell gut mit Mannheim vergleichbar. Andere Städte haben dagegen noch deutlich weniger Lademöglichkeiten und Nachholbedarf. Das liegt nicht immer an den Energieversorgern, sondern oft auch an komplizierten Prozessen, etwa bei der Vergabe von öffentlichen Stellplätzen. In der Metropolregion Rhein-Neckar, auf die wir uns konzentrieren, betreiben wir bereits über 130 Ladestandorte mit mehr als 400 öffentlichen Ladepunkten. Allein im Jahr 2024 fanden an diesen Stationen etwa 155.000 Ladevorgänge statt. Unser Netzwerk bauen wir kontinuierlich weiter aus, um die Elektromobilität in der Region weiter voranzubringen.

Interview: Ralf Laubscher / LA.MAG

Fotos: Sebastian Weindel